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Diskussion im Gleichklang: Wissenschaft trifft geerdetes Unternehmertum

Sagt der Unternehmer: „Profit machen ist kein wertvolles Ziel.“ Der Professor wundert sich und fragt nach: „Geld verdienen ist kein Ziel?“ Sagt der Unternehmer: „Kein alleiniges oder ausschließliches Ziel.“ Der Professor nickt. „Das ist ein Mittel zum Zweck.“

Schöner hätte das auch Bertold Brecht nicht auf die Bühne gebracht. Dieses denkwürdige kleine Intermezzo zum Thema unternehmerische Verantwortung ereignete sich aber beim abendlichen Zukunftsdialog im Degginger. Und es ging nicht um den schon ein bisschen angestaubten Klassenkampf. Es ging um das Problem unserer Zeit: Nachhaltigkeit. Der Klimawandel trifft alle.

50 Gäste lauschen dem Regensburger Zukunftsdialog

Jetzt könnte einer mit Brecht erwidern: Aber zuerst kommt das Fressen und dann die Moral. Doch eben darum geht es. Wenn der Entscheider erst fragt, ob das aktuelle Budget CO2-Reduktion im Betrieb erlaubt, dann kommt das alle teuer zu stehen. Hier muss Kapital einfach das Mittel zum Zweck sein.

Der Abend war mit 50 Gästen gut besucht, darunter auch die Stadträte Tim Helmes (CSU) und Maria Simon (B90/Grüne). Im Rahmen der Interview-Reihe des Referats für Wirtschaft und Finanzen hatte Stadtrat und Professor Georg Stephan Barfuß einen Freund eingeladen: OHA!-Gründer Eduard Wagner, ein gestandener Unternehmer seines Zeichens.

Ostbayern steht vor der nächsten großen Transformation

„Eigentlich bin ich immer noch Landwirt“, beschreibt Wagner seine Art, durch das Leben zu gehen. „Ich bestelle meine Felder selbst.“ Mit seinem Unternehmen INSYS Link Firmenpage beackert er in Regensburg seit dreißig Jahren den fruchtbaren Boden der Elektrotechnik. Nördlich von Cham, in Geigant war das Landwirtschaftliche nicht nur im übertragenen Sinn seine Welt. Dort ist er aufgewachsen. Erst zum Studium der Betriebswirtschaft, fand Wagner seinen Weg „in die Stadt“.

Eine „gewisse Eigenständigkeit“ habe er aus dem Bayerischen Wald hierher mitgenommen. „Ich hänge auch sehr an der Region Ostbayern. Ich mag die Menschen“, erklärt Wagner dem Professor auf die Frage, wie er zum Thema Nachhaltigkeit gefunden hat. Diese Region habe in der letzten Dekade, haargenau wie der heutige Unternehmer selbst, eine tiefgreifende Transformation geschafft – von der Landwirtschaft zu Hightech. „Das ist eine giga Leistung.“ Und eine solche stehe jetzt eben wieder an. „Ich denke, dass wir das nicht verschlafen dürfen.“

Die Oberpfalz und Niederbayern könnten bis 2045 klimaneutral sein

Barfuß stimmt dem zu: „Das ist wunderbar belegt von der wissenschaftlichen Seite.“ Es sei möglich bis 2045 klimaneutral zu werden. Der Wissenschaftler sieht darin eine Herausforderung, aber auch eine unternehmerische Chance: „Wenn wir das schnell annehmen, dann haben wir sogar wirtschaftliche Vorteile. Dann erübrigt sich die Frage, was das alles kostet.“ Dann ist die Region Ostbayern Vorreiter, die am Markt passgenau die Technologien anbieten kann, die gebraucht werden.

CO2 als Wettbewerbsfaktor ist keine Zukunftsmusik. Schon heute kommt Druck in die Lieferkette. Gerade der Mittelständler, gesunder Standard der Region, muss die neuen, ökologischen Anforderungen seiner Konzernkunden mit erfüllen. Der CO2-Fußabdruck ist im Unternehmen längst nicht mehr nur Thema der Marketingabteilung. Es ist bloß eine Frage der Zeit, bis CO2 ein Kriterium sein wird, ob das Unternehmen weiter Teil der Lieferkette ist.

OHA! hilft Unternehmer:innen bei der Berechnung des CO2-Fußabdrucks

„Ich bin ein Fußabdruck-Fetischist“, erklärt Barfuß mit einem zufrieden anzüglichen Lächeln. Der sei „die Absprungbasis“, wenn ein Unternehmen den Weg Richtung klimaneutral beschreiten will. OHA! bietet dazu einen Kalkulator im Netz an. Damit kann ein Unternehmen überschlagen, wieviel CO2 es aktuell in die Atmosphäre bläst. Darauf aufbauend muss dann der Plan her, wo wieviel eingespart werden soll. Die bloße Kostenrechnung muss dazu erweitert werden. „Wir müssen den ökologischen Faktor mit reinnehmen“, erklärt Wagner. Ein Unternehmer denke schließlich in Kennzahlen. „Die stellen Bezüge her.“

Klimaneutral sei dabei nicht CO2-frei, sondern inclusive Kompensation, präzisierte Barfuß das Ziel. Das war einer der wenigen Momente, in denen die Darsteller des Abends aus dem Gleichschritt fielen. Wagner betonte, Oha stehe für die eigene Region. „Wir kehren vor unserer Haustür. Das ist unsere Aufgabe.“

Wagner und seine Mitstreiter:innen wollen den ersten, aber entscheidenen Schubs geben 

Die Freunde trafen sich wieder beim Thema Ausbildung. Grundlage für eine klimaneutrale Region sind die Menschen. „ Wir brauchen nicht nur Leute, die in Euros berechnen, was ein Produkt kostet“, sagte Barfuß. Einen „Carbon-Instinkt“ will er an der Regensburger OTH lehren. Das sei spontan möglich, denn die Lehre, sprich die Lehrenden, sei frei. Die Studenten sollten doch mal ihre Professoren „nach anderen Büchern“ fragen.

Für ein Umdenken bei den Entscheidern von heute hat Wagner OHA! gegründet. „Wir motivieren Unternehmen zu einer Selbstverpflichtung. Dass man sich dazu bekennt, dass man es in die Firmenpolitik aufnimmt.“ Für die konkrete Unternehmensstrategie könne man Spezialisten vermitteln. Anregung bieten Best-Practice-Beispiele. „Die Unternehmer gehen damit ganz offen um“, weiß Wagner aus ersten Erfahrungen im Austausch der inzwischen knapp 70 Mitglieder zu berichten. Den wichtigsten Zweck von OHA! sieht Wagner aber in einem einfachen, sehr menschlichen Faktor: „Man braucht oft einen Schubser. Irgendwann hilft das.“

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