Wenn es um die Themen Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit geht, glaubt Markus Oberhoff: Ökologie und Ökonomie müssen im Idealfall miteinander im Einklang stehen. Oberhoff ist Vorstand der Regensburger re-sult AG und gleich nach dem Start von OHA! an Bord gegangen.
Für seine Kunden, darunter Siemens, Krones sowie viele kleine und mittelständische Betriebe der Region, prüft re-sult die Verbrauchsabrechnungen und berät zu Themen wie Strom, Gas, Wasser, Fernwärme und einiges mehr. Neben Einsparung ist auch Optimierung ein Bestandteil des Services, den Oberhoff und seine Kollegen anbieten. Momentan sieht Markus Oberhoff den Ball auf der Angebotsseite, das heißt: Gas- und Stromtarife müssten Nachhaltigkeit besser abbilden, um den damit verbundenen ökonomischen Nutzen für Produzenten und Netzbetreiber sichtbar zu machen.
Effizienz aus Nachhaltigkeit
Oberhoff ist überzeugt, dass durch angepasste Prozesse Nachhaltigkeit in Unternehmensabläufen gefördert werden kann: „Etwa, wenn ich die Verbrauchsspitzen glätte“, sagt er. Derzeit müssen Anbieter oder Netzbetreiber eine durchgehende Versorgung auch weit über die Durchschnittslast hinaus sicherstellen. Wenn die Kunden ihren Bedarf jedoch besser verteilen und damit Energie einsparen würden, würde das so manches Gaskraftwerk und manche Stromtrasse überflüssig machen. „Wenn man mit einer intelligenten Steuerung an die Thematik herangeht“, gäbe es viel lohnendes Potential, sagt Oberhoff. „Das ist im Wesentlichen ohne große Investition möglich.“
In diesem Zusammenhang spricht er von beispielsweise atypischer Netznutzung als Sonderform und von Anreizregulierung. Oberhoff übersetzt: Er erzählt, dass seine Großmutter früher die Waschmaschine erst nach 22 Uhr einschalten durfte, weil es damals einen Hoch- und Niedertarif gegeben hat. Um Geld zu sparen, lief die Waschmaschine daher nur während günstiger Tarifzeiten. Heute rollen die Stromanbieter intelligente Zähler aus, allerdings hängen die Strompreise im Gegensatz zu früher nicht mehr von der Uhrzeit ab. Aus diesem Grund macht die sekundengenaue Erfassung des Verbrauchs derzeit wenig Sinn. Während die unterschiedlich teuren Tarife den Verbrauchern früher Kostenersparnisse gebracht haben, könnten sie heute dafür sorgen, dass nicht Geld eingespart wird, sondern Energie. Oberhoff befürwortet solch einen atypischen Verbrauch wie zu Zeiten seiner Großmutter – nicht nur dem Geldbeutel, sondern auch der Umwelt zuliebe. „Wenn ich das große Rad drehen will, dann geht das nur, wenn ich auch ökonomisch einen Mehrwert habe“, sagt er. „Dann kriegt man die Häuslebesitzer wieder dazu, mit einer Zeitschaltuhr zu waschen. Dann wird man wieder kreativ.“
Nachhaltiges Handeln als „Win-Win-Situation“
Daneben sieht Oberhoff für seine Unternehmer Energieeinsparung – zum Beispiel ganz klassisch über energetische Sanierung von Bürogebäuden und Produktionshallen – als interessante Stellschraube. „Das hat einen riesen Effekt und wird extrem unterschätzt. Wenn wir bei einem Kunden, der beispielsweise im Mittelspannungsnetz des Bayernwerks versorgt wird, die Jahreshöchstlast nur um 100 kW reduzieren, dann reden wir über eine jährliche Einsparung von etwa 13 000 Euro.“ Diese 13 000 Euro habe der Kunde dann erst mal zur Verfügung, „vielleicht, um sein Portfolio ‚grün‘ zu machen.“
So ergibt sich im Austausch mit dem Kunden schnell das eine aus dem anderen. Beim Thema Energie hängt vieles zusammen. Wenn der Verbrauch im laufenden Prozess reduziert bzw. optimiert ist, dann ist oftmals ein nächster, logischer Schritt die Eigenerzeugung, beispielsweise ein Blockheizkraftwerk. Die in diesem Fall quasi gratis generierte Abwärme lässt sich in der Produktion nutzen. Prozessoptimierung und Ökologie gehen für Oberhoff Hand in Hand. Nur so entstehen durch Unternehmergeist kleingliedrige Lösungen, die auf die jeweilige Situation maßgeschneidert sind. Nachhaltigkeit erwächst aus dem konkreten Mehrwert.
Die „grüne“ Generation
Die Rechnung geht aber noch in anderer Hinsicht auf, unter anderem, wenn Firmen Mitarbeiter suchen. „Früher hat im Wesentlichen das Gehalt gezählt. Der neuen Generation ist es viel, viel wichtiger, sich zu verwirklichen.“ Junge Menschen wünschen sich ein familienfreundliches Arbeitsumfeld inklusive Homeoffice – auch abseits der Corona-Pandemie. Laut Oberhoff geht es auch darum, sich zu fragen: Wie nachhaltig ist mein Unternehmen eigentlich? Er weiß aus eigener Erfahrung, dass man heute, mehr denn je, seinen Kindern am Küchentisch Rede und Antwort stehen muss. „Wenn sie zukünftig Mitarbeiter ab- oder anwerben, dann kann es sein, dass es den entscheidenden Unterschied macht, ob sie ‚grün‘ sind oder nicht.“
(Autor: Wolfgang Spornraft)